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Tourismusradar Hessen – Ausgabe Dezember 2021

Das Wichtigste in Kürze

  • Ein Fünftel mehr Übernachtungen und ein Viertel mehr Gäste im September 2021 verglichen zu September 2020.
  • Seit Juni 2021 ist der Anteil der Reisen aufs Land höher als der Anteil der Städtereisen.
  • Mehr als die Hälfte (53%) der Deutschen gibt an, eine sehr große oder große Reiselust zu haben. Insbesondere in den jüngeren Altersgruppen ist die Lust zu verreisen hoch.
  • Bei der Auswahl eines Reiseziels sind v.a. die Unterkunft, das Preis-Leistungs-Verhältnis und die Gastfreundschaft des Reiseziels wichtige Faktoren – nachhaltige (touristische) Angebote sind für 44% der Deutschen sehr wichtig oder wichtig.

 

Tourismusradar Hessen – Dezember 2021

Herzlich willkommen zur letzten Ausgabe des Tourismusradars Hessen für das Jahr 2021.

Nach zwei Kurzausgaben erwartet Sie zum Jahresabschluss noch einmal eine Langfassung des Tourismusradars. Neben dem gewohnten kurzen Überblick über die aktuelle Tourismusentwicklung in Hessen sowie dem Blick auf die ausländischen Quellmärkte, haben wir in dieser Ausgabe wieder ein „Themen-Special“ für Sie: Es geht um Nachhaltigkeit und den Stellenwert von Nachhaltigkeit im Reiseverhalten der Tourist:innen. Zudem gibt es frische Daten aus der Repräsentativbefragung zum Reiseverhalten der Deutschen, welche quartalsweise exklusiv für Hessen durchgeführt wird.

Viel Spaß beim Lesen!

 

Die Themen im Überblick

 

Zahlen – Daten – Fakten zum Hessen-Tourismus

Entwicklung der Gäste- und Übernachtungszahlen Hessen

 

Im September 2021 verbuchten die Beherbergungsbetriebe in Hessen 1.024.143 Ankünfte und 2.486.359 Übernachtungen in- und ausländischer Gäste. Dies sind 25 Prozent mehr Gäste und 21 Prozent mehr Übernachtungen als im September 2020. Trotz dieser Steigerung im Vergleich zum Vorjahr liegen die Ankunfts- und Übernachtungszahlen weiter unter dem Niveau vom September des Vorkrisenjahres: rund ein Viertel weniger Übernachtungen (-25%) und ein Drittel weniger Ankünfte (-33%) im Vergleich zu September 2019. Im Jahresverlauf von Januar bis September 2021 zählten die hessischen Beherbergungsbetriebe insgesamt knapp 13,0 Mio. Übernachtungen. Dies sind 14 Prozent weniger als im entsprechenden Zeitraum 2020 und weniger als die Hälfte als im gleichen Zeitraum im Vor-Corona-Jahr 2019 (-52%).
Innerhalb Hessens reisten die Gäste weiterhin häufiger in die ländlichen Regionen als in die Städte. Seit Juni 2021 ist der Anteil der Reisen aufs Land höher als der Anteil der Städtereisen. Im September 2021 verteilten sich 48 Prozent der Ankünfte auf die hessischen Großstädte (ab 50.000 Einwohner) und 52 Prozent der Gäste reisten aufs Land. Während sich im September 2020 bereits ein ähnliches Bild zeigte (45% Stadt, 55% Land), war der Anteil der Städtereisen im September 2019 höher als Anteil der Reisen in die ländlichen Gebiete (55% Stadt, 45% Land).
In den Bundesländern in Deutschland wurden im September 2021 rund 41,1 Mio. Übernachtungen (+11% im Vergleich zum Vorjahresmonat) gezählt. Diese Zahlen beziehen sich allerdings nur auf 15 von 16 Bundesländer, da beim Statistischen Bundesamt derzeit aufgrund von technischen Problemen keine Ergebnisse für Mecklenburg-Vorpommern vorliegen. Den größten Übernachtungszuwachs im Vergleich der Flächenbundesländer (ohne Mecklenburg-Vorpommern) erzielte im September 2021 Hessen (+21%), gefolgt von Nordrhein-Westfalen (+19%) sowie Bayern, Thüringen und Niedersachsen (jeweils +12%). Wie bereits im August 2021, haben alle betrachteten Flächenbundesländer ein Plus bei den Übernachtungen im Vergleich zum Vorjahresmonat erzielt, mit Ausnahme von Rheinland-Pfalz (-7%).

 

Der Vergleich der durchschnittlichen Auslastung der Beherbergungsbetriebe in Hessen mit den Betrieben in Deutschland insgesamt zeigt: Die Auslastung in den hessichen Betrieben ist aktuell unterdurchschnittlich. Während bis Frühjahr 2021 die Auslastung in Hessen höher als im deutschlandweiten Durchschnitt war, liegt die durchschnliche Auslastung im September 2021 mit 33 Prozent in Hessen unter dem Bundesdurchschnitt* (40%).
(*Hinweis: ohne Mecklenburg-Vorpommern, s. Erläuterung oben)

 

 

Zahlen – Daten – Fakten zu den internationalen Quellmärkten Hessens

Der Blick auf die Nachfrage aus dem Ausland zeigt: Es kamen im September 2021 mehr Gäste als im vergangenen Jahr, jedoch noch deutlich weniger als vor Corona. Im September dieses Jahres reisten knapp 147.400 Gäste aus dem Ausland nach Hessen, dies entspricht knapp 60 Prozent mehr Gästen als noch im September 2020. Im Vergleich zu September 2019 waren dies allerdings 60 Prozent weniger ausländische Gäste. Die meisten Gäste kamen aus den Niederlanden nach Hessen (20.970 Ankünfte, +32% im Vergleich zum Vorjahr), gefolgt von Gästen aus den USA (20.677 Ankünfte, +211%, der Schweiz (9.866 Ankünfte, +10%), Frankreich (7.335 Ankünfte, +90%) sowie dem Vereinigten Königreich (7.751 Ankünfte, +32%).

Im Hinblick auf eine weitere Erholung des Incoming-Marktes zum Ende des Jahres stimmen die aktuellen Corona-Entwicklungen leider weniger positiv. Österreich hat Ende November einen landesweiten Lockdown verhängt, der bis zum 13. Dezember gelten soll. Erneut haben dort Gastronomie, Hotels, Kultureinrichtungen und Handel geschlossen. Auch in den Niederlanden wurden die Maßnahmen Mitte November wieder verschärft und ein Teil-Lockdown verhängt. In den USA wird seitens des US-Außenministeriums wegen der starken Verbreitung des Corona-Virus vor Reisen nach Deutschland gewarnt.

Von den für den Hessen-Tourismus besonders relevanten Quellmärkten USA, China, Niederlande, Österreich und Schweiz ist derzeit kein Land als Virusvariantengebiet eingestuft, zudem gelten die USA nicht mehr als Hochrisikogebiet. Großbritannien zählt weiterhin zu den Hochrisikogebieten und auch Österreich (mit Ausnahme der Gemeinden Mittelberg und Jungholz und dem Rißtal im Gemeindegebiet von Vomp und Eben am Achensee) ist seit dem 14. November 2021 ein Hochrisikogebiet, ebenso wie die Niederlande seit dem 21. November 2021. Informationen zu den Einordnungen der Hochrisiko- und Virusvariantengebiete seitens des RKI finden Sie hier: Informationen zur Ausweisung internationaler Risikogebiete durch das Auswärtige Amt, BMG und BMI.

 

Reiseverhalten der Deutschen – Ergebnisse der Repräsentativbefragung

Wie in den vorherigen Tourismusradar-Ausgaben angekündigt, führen wir weiterhin einmal pro Quartal eine Repräsentativbefragung der deutschen Bevölkerung durch, um Ihnen aktuelle Zahlen und Fakten zum Reiseverhalten der Deutschen und mögliche Veränderungen dessen vermitteln zu können. Im November wurden die Deutschen daher erneut zu ihrem allgemeinen Reiseverhalten und dem Reiseverhalten nach Hessen befragt.

Zunächst zeigt sich, auch bei der aktuellen Corona-Entwicklung, dass die Lust der Deutschen auf Reisen auf einem hohen Niveau bleibt. Mehr als die Hälfte (53%) gibt an, eine sehr große oder große Reiselust zu haben. Insbesondere in den jüngeren Altersgruppen ist die Lust zu verreisen hoch: 71 Prozent der 18- bis 29-Jährigen haben (sehr) große Lust auf Reisen. In der Altersgruppe der 50- bis 59-Jährigen liegt dieser Anteil bei 42 Prozent, bei den 60- bis 69-Jährigen bei 37 Prozent. Konkret nachgefragt, ob eine private Urlaubsreise aktuell – in Anbetracht der aktuellen Reisebeschränkungen – in Frage kommt, gibt jede:r Fünfte an, verreisen zu wollen und auch bereits eine Reise gebucht zu haben. Weitere 37 Prozent wollen verreisen, haben aktuell aber noch keine konkreten Reisepläne. Jede:r vierte Deutsche ist dagegen zurückhaltend und gibt an, zunächst keine Urlaubsreise unternehmen zu wollen, sondern erst einmal abzuwarten.

Hauptgründe für die Entscheidung, derzeit keine Urlaubsreise zu unternehmen, sind vor allem die Angst vor einer Corona-Ansteckung (46%). Zudem geben 41 Prozent als Grund an, dass die Einhaltung der Schutz- und Hygienevorschriften nicht zum Verständnis von Urlaub passen. Ein weiterer Grund ist der finanzielle Aspekt: 32 Prozent geben an, weniger Geld für Reisen zur Verfügung zu haben, zudem besteht die Angst, das Geld nicht zurückzuerhalten, wenn die Reise nicht angetreten werden kann (25%).

Und welche Reiseziele kommen aktuell in Frage? Für drei von vier Befragten steht Deutschland – wie auch in den letzten 12 Monaten der Befragung – als Reiseziel an erster Stelle. An zweiter Stelle steht Südeuropa (48%), gefolgt von Westeuropa (37%) und Nordeuropa (36%). Eine Fernreise außerhalb Europas kommt für 27 Prozent in Frage. Insgesamt zeigt sich, dass zwar Deutschland weiterhin das beliebteste Reiseziel der Deutschen ist, das Interesse an Reisen außerhalb des eigenen Landes jedoch im Vergleich zu den vergangenen Monaten deutlich zugenommen hat.

Um bestmöglich auf Reisende vorbereitet zu sein, spielen aktuell die Digitalisierung und die Hygiene in den Betrieben vor Ort nach wie vor eine entscheidende Rolle. Digitale Angebote wie das kontaktlose Bezahlen (46%) und die schnelle Sichtbarkeit von geöffneten Einrichtungen in der Stadt bzw. Region per mobilem Internet bzw. App (43%) sowie die Möglichkeit für Reservierungen von gastronomischen bzw. Freizeiteinrichtungen per Internet bzw. App (42%) sind wesentliche Angebote, welche den Aufenthalt der Gäste aufwerten und angenehmer gestalten. Digitale Alternativen für Veranstaltungen und digitale Führungen (je 9%) spielen dagegen eine untergeordnete Rolle. Weiterhin von großer Bedeutung ist auch die Einhaltung der Hygienemaßnahmen in den Unterkünften. Mehr als jede:r Zweite (56%) empfindet dies als sehr wichtig, weitere 33 Prozent als wichtig. Weniger als drei Prozent der Deutschen empfinden diese als (überhaupt) nicht wichtig. Das bedeutet für die Betriebe: Digitalisierung und Hygiene sind und bleiben wichtige Entscheidungskriterien der Reisenden.

Welche weiteren Faktoren spielen bei der Auswahl des Urlaubsreiseziels eine Rolle? Gefragt nach der Wichtigkeit unterschiedlicher Faktoren bei der Reisezielauswahl zeigt sich, dass die Unterkunft, das Preis-Leistungs-Verhältnis und die Gastfreundschaft des Reiseziels die TOP 3-Kriterien bei der Auswahl des Reiseziels sind. Auch die einfache Buchbarkeit (Stichwort Digitalisierung) ist für knapp 80 Prozent der Deutschen ein (sehr) wichtiger Faktor. Die Nachhaltigkeit der (touristischen) Angebote landet im Vergleich zu den anderen Faktoren (s. Abbildung unten) im Mittelfeld – aber auch diese sind für 44 Prozent der Deutschen sehr wichtig oder wichtig. Neben den Basisfaktoren wie die Unterkunft und das Preis-Leistungs-Verhältnis, sind nachhaltige Angebote somit für viele Reisende ein wichtiges Qualitätsmerkmal. Darauf, welche Rolle Nachhaltigkeit im Reiseverhalten der Menschen zurzeit spielt, wird auch im Themen-Special dieser Tourismusradar-Ausgabe noch einmal vertiefend eingegangen.

 

Zum Abschluss des Abschnitts zu den Ergebnissen der Repräsentativbefragung blicken wir noch auf das Reiseverhalten nach Hessen. Grundsätzlich gab im November 2021 knapp jede:r fünfte Deutsche an, dass Hessen mit seinen Reiseregionen auf jeden Fall als privates Reiseziel in Frage kommt. Weitere 48 Prozent sehen Hessen „vielleicht“ als attraktives Reiseziel. Bereits eine private Reise nach Hessen unternommen haben in den letzten drei Jahren 18 Prozent der Deutschen. Am häufigsten führten diese Reisen in die Destination FrankfurtRheinMain (35%), gefolgt vom Taunus (11%), der Rhön (10%) und dem Lahntal (9%).

 

 

Themen-Special: Nachhaltiges Reiseverhalten und Angebotsstrukturen

Das Themen-Special in dieser Ausgabe dreht sich um das Thema Nachhaltigkeit sowie um nachhaltiges Reiseverhalten und nachhaltige Angebotsstrukturen. Dieses Querschnittsthema wurde in Hessen bereits in den letzten Jahren in den Mittelpunkt der Strategien und Positionspapiere gestellt, um einen Grundstein für eine nachhaltige Tourismusentwicklung zu legen. In der operativen Umsetzung dieses Zukunftsthemas unterstützt die TMH Tourismusmanagement Hessen UG als Impulsgeber und Initiator. Weitere Informationen rund um das Thema Nachhaltigkeit sowie Projekte und Initiativen in Hessen finden Sie im Tourismusnetzwerk in der neuen Rubrik „Nachhaltigkeit“.

Dass nachhaltige Angebotsstrukturen und umweltfreundliche Mobilitätsangebote für eine größer werdende Gruppe an Reisenden wichtige Faktoren bei der Reisezielauswahl darstellen, ist längst keine neue Erkenntnis mehr. Seit Mitte der 1980er Jahre entwickeln Touristiker:innen weltweit Strategien für nachhaltige Tourismuskonzepte. Nicht zuletzt durch die hohe gesellschaftliche Brisanz des Themas und klimapolitische Ziele mit Aufforderungscharakter hat sich auch auf Seite der Anbieter:innen ein positiver Trend bei der Entwicklung nachhaltiger touristischer Angebotsstrukturen entwickelt. Diese Entwicklung wird immer wichtiger, da das Bewusstsein zu nachhaltigen Reisen immer mehr ansteigt. Die Nachhaltigkeitsstudie 2020 der Zurich Gruppe Deutschland zeigt das deutlich: 56 Prozent der 18- bis 35-Jährigen versuchen auf Flugreisen zu verzichten und 45 Prozent der Gesamtbevölkerung hat ein schlechtes Gewissen beim Fliegen, wenn sie an den Klimaschutz denken. Die Nachfrage nach mehr Nachhaltigkeit steigt und ist als Trend in der Gesellschaft angekommen, wie sieht es jedoch in der Realität aus?

Nachhaltigkeit – aber nur wenn es keine Umstände bereitet

Zwischen einer nachhaltigen Einstellung der Gäste und dem tatsächlichen nachhaltigen Reiseverhalten liegt aktuell noch eine große Lücke. 2021 gaben laut der Umfrage zu nachhaltigem Tourismus 2021 von Booking.com 76 Prozent der deutschen Urlauber:innen an, nachhaltige Urlaubsreisen wichtig zu finden, aber nur das Verhalten sehr weniger Menschen ist im Gegensatz dazu wirklich nachhaltig: Laut Reiseanalyse 2020 achteten 2019 nur circa 6 Prozent auf Nachhaltigkeitskennzeichen bei Veranstaltern oder Unterkünften und nur 3 Prozent nutzten eine CO2-Kompensation für die Reise. Konsequenter in der Umsetzung eines nachhaltigen Lebensstils und somit auch des nachhaltigen Reisens, ist laut Nachhaltigkeitsstudie 2020 der Zurich Gruppe Deutschland die jüngere Altersgruppe zwischen 18 und 35 Jahren. 35 Prozent der jüngeren Deutschen versuchen, sich in allen Bereichen des Lebens nachhaltig zu verhalten. In Relation dazu setzen rund 67 Prozent der Gesamtbevölkerung einen nachhaltigen Lebensstil um, wenn es keine Umstände bereitet und kein zusätzlicher Aufwand entsteht.

Nachhaltige Angebotsstrukturen – Nice-to-have oder must-have für zukunftsfähige Destinationen?
Der Druck auf nachhaltige Mobilitätskonzepte und „grüne“ Beherbergungsbetriebe wächst nicht nur durch klimapolitische Zielsetzungen, sondern auch durch den wachsenden theoretischen Anspruch der Tourist:innen und die damit steigende Nachfrage nach klimafreundlichen Reisen. 62 Prozent der Befragten einer repräsentativen Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Forsa im Auftrag des Deutschen Reiseverband (DRV) zum Reiseverhalten gaben an, Klimafreundlichkeit sei ihnen bei Reisen wichtig oder sehr wichtig. Eine höhere Zahlungsbereitschaft für CO2-Kompensationsangebote bei Flugreisen zeichnet sich bei 46 Prozent ab und 42 Prozent sind bereit, eine längere An- und Abreisezeit in Kauf zu nehmen. Dem gegenüber stehen die Ergebnisse der Studie zu nachhaltigem Tourismus 2021 von Booking.com nach denen 42 Prozent der Deutschen angegeben haben, dass es im Jahr 2021 nicht genügend nachhaltige Reisemöglichkeiten gab und 55 Prozent nicht zufrieden sind, wenn eine Unterkunft keine umweltfreundlichen Lösungen anbietet. Die im Vorherigen aufgeführte Lücke zwischen dem wachsenden Nachhaltigkeitsbewusstsein und einem daraus tatsächlich resultierenden Reiseverhalten verdeutlicht aber, dass die bloße Bereitschaft kein Garant für eine positive Entwicklung ist und darf aus Anbietersicht nicht als Selbstläufer verstanden werden. Im Gegenteil: Hier gilt es den Wandel frühzeitig mitzugestalten, passende touristische Angebotsstrukturen zu schaffen, den Trend mitzutragen, innovative Mobilitätskonzepte voranzutreiben und Anreize zu bieten, um die Verantwortung nicht auf den Schultern der Tourist:innen abzuladen.

Beispiele für nachhaltige Angebote

Boutiquehotel Stadthalle Wien

Das 3-Sterne Boutiquehotel Stadthalle Wien ist das weltweit erste „Null-Energie-Bilanz“ Hotel. Der erste Schritt zum Vorreiter Etablissement war die 130qm Warmwasser-Solaranlage am Dach des Hotels. Das Hotel besteht mittlerweile aus einem beeindruckenden Bau der Jahrhundertwende mit historischem Flair, einem Gartengebäude und einem innovativen Passivhaus. Neben der Energiebilanz punktet das Boutiquehotel mit einem ganzheitlichen Konzept für Umweltschutz und Nachhaltigkeit und bespielt beispielsweise im Rahmen einer Kooperation mit der Universität für angewandte Kunst das Thema Upcycling. Sieben Zimmer konnten so komplett mit wiederverwendeten Materialien eingerichtet werden. Mit seinem einzigartigen Konzept und einer Vielzahl von Alleinstellungsmerkmalen, wie einem komplett bepflanzten Rosen- und Lavendeldach, konnte das Boutiquehotel neben dem Umweltpreis der Stadt Wien viele weitere nationale und internationale Auszeichnungen gewinnen.

Die Destination Werfenweng

Die Destination Werfenweng Österreich hat das Thema Nachhaltigkeit großgeschrieben. Der besondere Fokus liegt auf nachhaltigen bzw. alternativen Formen der Mobilität. Hierzu hat die Destination das samo-Konzept ins Leben gerufen: samo steht für Sanfte Mobilität, und dieses Thema wird breitflächig und ganzjährlich gespielt. Hauptpfeiler der samo-Card ist es, die Mobilität der Gäste zu vereinfachen und vor allem klimaneutral zu gestalten. Hierzu werden drei Möglichkeiten angeboten: E-LOIS – der persönliche Chauffeur – ist ein Angebot der Destination, der als Taxi-Ersatz dient und die Gäste im Sommer als auch im Winter sowie tagsüber als auch nachts von A nach B transportiert. E-Mobile-Fuhrpark: Die Gäste Werfenwengs haben die Möglichkeit Autos aus der BMW i3- Flotte oder eines der E-Bike zu mieten, um den Ort zu erkunden. W³-Shuttle: als eine „Belohnung“ bzw. Unterstützung bietet die Destination bei einer Anreise mit Bahn oder Bus den kostenfreien Transport zur Unterkunft an, vorausgesetzt es handelt sich um eine Unterkunft, die Teil des samo-Angebots ist. Ergänzend zu den Mobilitätsangeboten bietet die samo-Card weitere attraktive und vor allem nachhaltige Erlebnisangebote.

Alpine Sabbatical

Alpine Sabbatical steht für Purpose Tourism und bietet eine innovative Lösung für Reiseziele im ländlichen Raum. Das Pilotprojekt soll hohen Leerständen und mangelnden Einnahmen in der Nebensaison entgegenwirken und gleichzeitig den Gesundheitstourismus ankurbeln. Als Sabbatical versteht das Projekt eine längere Auszeit und kann so durch die Langzeitaufenthalte der Sabbatical Gäste natürliche Ressourcen schonen und vorhandene Leerstände nutzen. Die Tourist:innen werden der Vision nach zu „Zweit-heimischen“, die in enger Zusammenarbeit mit der lokalen Bevölkerung am gemeinschaftlichen Leben teilnehmen. Über Sabbatical Botschafter finden die Gäste Zugang zur lokalen Bevölkerung und haben so die Möglichkeit, Teil der Ortsgemeinschaft zu werden und einen Beitrag zum Gemeinwohl zu leisten ohne zusätzliche Ressourcen und Infrastruktur in Anspruch zu nehmen. Das Pilotprojekt umfasst aktuell die Regionen Surselva und Prättigau in der Schweiz und Sabbatical Schwerpunkte liegen in den Themenbereich Alp & Wald, Spiritualität, Mindfulness und Handwerk und Kunst. Der Grundgedanke von Alpine Sabbatical beruht auf einem nutzenstiftenden Miteinander, welches vom Interesse der Gäste ausgeht und die ganzjährige touristische Wertschöpfung und damit die Existenzgrundlage der lokalen Bevölkerung sichert.

Klimagipfel Glasgow: Aufforderungen für die Tourismusbranche

Am 31. Oktober 2021 startete die 26. Weltklimakonferenz in Glasgow. Bis zum 13. November verhandelte die Weltgemeinschaft über die Verbesserung der Klimaschutzmaßnahmen. Selbstverständlich war auch die Tourismusbranche ein wichtiges Thema im Rahmen des Gipfels, Expert:innen sprechen von einer historischen Erklärung für die Reisebranche: durch einen Leitfaden für den Klimaschutz versucht die Erklärung von Glasgow für zahlreiche Herausforderungen, die die Tourismusbranche tangieren, Lösungen aufzuzeigen. Wesentliche Elemente der Glasgow Declaration on Climate Action in Tourism ist die Aufforderungen an Tourismusakteure, die CO2-Emissionen innerhalb der nächsten zehn Jahre um mindestens 50 Prozent zu reduzieren, um noch vor 2050 Klimaneutralität zu erreichen. Jedes touristische Unternehmen weltweit kann die Erklärung unterzeichnen und sich den Entwicklungen anschließen. Durch die Unterzeichnung verpflichten sich die Akteure, ihre Unternehmungen nach den neusten wissenschaftlichen Empfehlungen anzupassen, sodass die Erderwärmung bis zum Jahr 2100 im Vergleich zum vorindustriellen Niveau, nicht mehr als 1,5 Grad beträgt. Ergänzend dazu beinhaltet die Unterzeichnung die Pflicht innerhalb eines Jahres einen Aktionsplan zu den fünf Kernthemen (Messung, Dekarbonisierung, Regenerierung, Zusammenarbeit und Finanzierung) vorzulegen. Hierzu müssen die Unternehmen eine jährliche Evaluation abgeben und aufzeigen, inwieweit die gesteckten Ziele erreicht werden.

Dieser pragmatische Maßnahmenplan zum Klimaschutz gibt touristischen Akteuren die Möglichkeit, maßgeblich nachhaltiger zu arbeiten und dazu beizutragen, den Klimawandel zu stoppen.

 

Ausblick

Auch 2022 werden wir Sie monatlich über die aktuellen touristischen Entwicklungen in Hessen und den ausländischen Quellmärkten informieren. Zum Start ins neue Jahr 2022 erwartet Sie eine Kurzfassung des Tourismusradars mit dem kompakten Überblick über die relevanten touristischen Kennzahlen für Hessen. Im Februar folgt eine weitere Kurzfassung, bevor Sie sich im März wieder auf eine lange Ausgabe des Tourismusradars freuen können. Zudem erwartet Sie im Frühjahr ein weiteres Format des Radars – seien Sie gespannt. Nähere Informationen erhalten Sie im neuen Jahr.

Da das Jahr nun bald schon wieder vorbei ist, wünschen wir Ihnen eine schöne Advents- und eine besinnliche Weihnachtszeit. Kommen Sie gut ins neue Jahr und bleiben Sie gesund!

Die aktuelle Ausgabe des Tourismusradars Hessen können Sie auch hier als pdf downloaden.

 

Quellen

Repräsentative Befragung der deutschen Bevölkerung (eigene Erhebung, exklusiv für Hessen)
Hessisches Statistisches Landesamt
Statistisches Bundesamt (Destatis)
RA ReiseAnalyse: Erste ausgewählte Ergebnisse der 50. Reiseanalyse zur ITB 2020
Zurich: Ergebnisse der Nachhaltigkeitsstudie in 2020
Deutscher Reiseverband: Klimaschutz beim Reisen immer wichtiger
Booking.com: Studie zu nachhaltigem Tourismus 2021
Boutiquehotel Stadthalle Wien – Null-Energie-Bilanz
Werfenweng: samo-Card
Alpine Sabbatical: Auszeit in den Bergen
Bundeszentrale für politische Bildung: COP 26: UN-Klimakonferenz in Glasgow

 

Hinweis: Die Darstellung und Erläuterung der Entwicklung der statischen Kennzahlen basiert auf der Grundlage der bei den statischen Ämtern jeweils monatlich veröffentlichten, absoluten Daten.

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Autor(in): Fabian Wolf
Hessen Tourismus
Projektmanager Marktforschung und Analyse, Hessen Tourismus
E-Mail: fabian.wolf@hessen-agentur.de

Telefon: +49 611 95017-8113


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