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©Quelle: HA Hessen Tourismus

Wie steht es um die Lebensqualität in Hessen?


Mit dem Tourismusakzeptanzsaldo (TAS) hat die FH Westküste in den vergangenen beiden Jahren einen leicht vergleichbaren Maßstab für die Tourismusakzeptanz der Bevölkerung an ihrem Wohnort geschaffen. Die Ergebnisse zur Tourismusakzeptanz für unser Bundesland Hessen und die 10 Destinationen in Hessen sowie für Frankfurt am Main wurden 2022 bereits ausführlich beschrieben. Falls Sie nochmal nachlesen möchten, wie es um die Tourismusakzeptanz in Hessen steht, können Sie hier noch einmal intensiver in die Studie eintauchen.

In über 80 ausgewerteten Destinationen im Deutschlandtourismus zeigt sich, dass die Tourismusakzeptanz für den Wohnort (deutlich) höher ausfällt als die Tourismusakzeptanz für einen persönlich. Tourismus wird durch Einwohner bzw. Einwohnerinnen also als Wirtschaftsfaktor erkannt, weniger aber als Treiber der eigenen Lebensqualität.


Lebensraum und Lebensqualität:

Die deutliche Mehrheit der DMOs im Deutschlandtourismus sehen sich als Mitgestalter der Destination als Besuchs- und Erlebnisraum (86%), jedoch weniger als Mitgestalter der Destination als Lebensraum (56%). Dennoch ist die Sicherstellung der Zufriedenheit der Gäste und der Einheimischen für eine deutliche Mehrheit gleichermaßen relevant. Der hohe Aufklärungs- und Sensibilisierungsbedarf auf unterschiedlichen Ebenen erfordert neue Kennzahlen, die über die quantitative Messung des Destinationserfolges und der wirtschaftlichen Bedeutung hinaus gehen und soziale Aspekte mitberücksichtigen.

Aus diesen Gründen hat sich die FH Westküste mit ihrer neuen Studie dem komplexen Konstrukt der Lebensqualität angenommen und versucht, die wahrgenommene Lebensqualität der Wohnbevölkerung mithilfe einer 11-er Skala abzubilden und mögliche Einflussfaktoren auf die wahrgenommene Lebensqualität herauszuarbeiten.

Zusätzlich wurden auch die positiven und negativen Auswirkungen des Tourismus auf den eigenen Wohnort im Zusammenhang mit der Lebensqualität betrachtet. Da für Hessen als Pilotpartner der Studie eine tiefergehende Auswertung möglich ist, möchten wir Ihnen gerne die ersten Ergebnisse der Studie, zusätzlich zu den Ergebnissen auf Deutschlandebene, vorstellen.

Das komplexe Konstrukt Lebensqualität wird dabei definiert als stark subjektive Wahrnehmung einer Person zu ihren Lebensbedingungen, mit einem positiven Wohlbefinden, als Teil einer Gemeinschaft. Dabei fließen sowohl materielle, immaterielle, objektive und subjektive, individuelle und kollektive Wohlfahrtskomponenten gleichzeitig in das Konzept ein.


Erste Ergebnisse:

  • Bei der generell wahrgenommenen Lebensqualität gibt es keine großen Unterschiede zwischen Hessen, Niedersachsen und der Bundesebene.
  • Die hessische Wohnbevölkerung gibt auf einer 11-er Skala zu 47 % eine hohe Lebensqualität (Antworten 8 bis 10), zu 46 % eine mittlere Lebensqualität (Antworten 4 bis 7) und zu 5 % eine niedrige Lebensqualität (Antworten 0 bis 3) an (bei 2 % der Antworten wurde “weiß nicht” angegeben).
  • Die hessische Wohnbevölkerung fühlt sich häufiger verbunden bzw. identifiziert sich häufiger mit ihrem Wohnort als die Deutsche Bevölkerung insgesamt.
    • So sagen bspw. 46 % der Hessen, dass Sie gerne anderen davon erzählen, was sie in ihrem Wohnort zu bieten haben. (Niedersachsen: 42 %, Bund: 44 %)
  • Zwischen der Wichtigkeit und der Zufriedenheit bei ökonomischen Aspekten (Sicherheit des Einkommens, Höhe des Einkommens, Kosten für den täglichen Bedarf) gibt es eine deutliche Diskrepanz:
    • Wichtigkeit der ökonomischen Aspekte wird deutlich höher als die Zufriedenheit mit den Aspekten beschrieben.
  • Die positiven Auswirkungen des Tourismus werden häufiger wahrgenommen als die negative Auswirkungen.

 


Die FH Westküste hat mithilfe einer explorativen Regressionsanalyse herausgearbeitet, welche Einflussfaktoren aus den vier Gruppen

  • Lebenssituationsaspekte
  • Auswirkungen des Tourismus bzw. Kontakt zum Tourismus/zu Touristen
  • Empowerment/Identifikation mit dem Wohnort
  • Soziodemografie & Wohnsituation

besonders auf die wahrgenommene Lebensqualität wirken. Aus den ersten Ergebnissen für das Regressionsmodell auf Bundesebene konnte wenig überraschend identifiziert werden, dass wirtschaftliche und soziale Lebenssituation den größten Einfluss auf die Lebensqualität hatten.

Aber auch die Tourismusakzeptanz sowie die Identifikation / Verbundenheit mit dem Wohnort scheinen sich positiv auf die Lebensqualität auszuwirken. Dies spricht dafür, dass dies zentrale Indikatoren auf Einwohnerebene für DMOs sein könnten.


Ausblick:

Die ersten Erkenntnisse auf Bundesebene zeigen, dass der Einfluss der DMOs auf die Lebensqualität durch die Multidimensionalität der Lebensqualität begrenzt ist und keineswegs nur von der DMO zu leisten ist. Die etwas abweichenden Regressionsmodelle für Hessen liegen derzeit noch nicht vor, werden nach Abschluss der Analyse aber noch einmal gesondert thematisiert. Die von der FH Westküste im Mai/Juni 2023 geplanten weitere Erhebungen auf Bundeslandebene in diesem komplexen Konstrukt sollen zur Validierung oder auch zur Anpassung der bisherigen Modelle beitragen. Die ausführlichen Ergebnisse der Studie finden Sie hier auch nochmal im PDF-Format.

Haben Sie noch Rückfragen oder Anregungen? Melden Sie sich gerne!



Autor(in): Fabian Wolf
Hessen Tourismus
Projektmanager Marktforschung und Analyse, Hessen Tourismus
E-Mail: fabian.wolf@hessen-agentur.de

Telefon: +49 611 95017-8113
Kategorien:
Marktforschung


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