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45 Prozent der Hessen wünschen sich mehr Touristen im Land

 

Die Ergebnisse des Tourismusakzeptanzsaldos (TAS) für Hessen sind da: Der Saldo für die Akzeptanz des Tourismus am Wohnort liegt bei einem Positivwert von 20, die persönliche Akzeptanz bei +16. Beide Werte haben sich im Vergleich zu 2021 jedoch verschlechtert.

Mit dem Tourismusakzeptanzsaldo (TAS) hat die FH Westküste einen leicht vergleichbaren Maßstab für die Tourismusakzeptanz der Bevölkerung an ihrem Wohnort geschaffen. Die Erhebung für unser Bundesland wurde zwischen Februar und März 2022 in den zehn Destinationen Hessens sowie Frankfurt am Main durchgeführt – insgesamt wurden in Hessen 2.835 Menschen befragt, in jeder Destination mindestens 250.

Abgefragt wurde die Tourismusakzeptanz, also welche Auswirkungen der Tourismus aus Sicht der Befragten hat (mit den Antwortmöglichkeiten überwiegend positiv, eher positiv, neutral, eher negativ, überwiegend negativ & weiß nicht) – zum einen für den Wohnort (TAS-W) und zum anderen für die Befragten persönlich (TAS-P).

Der Saldowert ergibt sich aus den zusammenaddierten zwei besten Werten abzüglich der zusammenaddierten zwei schlechtesten Werte. Hessen Tourismus hat neben den in diesem Beitrag aufgeführten Werten für Hessen als Gesamtdestination auch die Einzelauswertungen für die zehn hessischen Destinationen und die Stadt Frankfurt erworben. Die Ergebnisse wurden in Form von PDFs bereits an die jeweiligen Destinationen versendet.

 

Die wichtigsten TAS-Ergebnisse für Hessen

Die Einstellung der Befragten zur Anzahl der Touristen in Hessen ist insgesamt positiv. 45 Prozent der Hessen geben bei der Frage danach, wie sie die Anzahl der Gäste an ihrem Wohnort wahrnehmen, an, dass es “zu wenige” Touristen seien. 40 Prozent finden die Anzahl der Touristen “genau richtig” und lediglich vier Prozent empfinden, dass es “zu viele” Touristen seien.

Einstellung zur Anzahl der Touristen insgesamt. Einheimische sollten angeben, wie sie die Anzahl der Gäste an ihrem Wohnort wahrnehmen. Grafik: TouristiCon (2022)

 

Akzeptanz am Wohnort (TAS-W)

Insgesamt erreicht Hessen in Bezug auf die Auswirkungen des Tourismus für den Wohnort einen positiven TAS-W von +20 (wobei die regionalen Unterschiede zwischen +37 für die Destination Rhön und +6 für das Lahntal und FrankfurtRheinMain schwanken). Dennoch hat sich der Wert für die Gesamtdestination Hessen im Vergleich zum Vorjahr verschlechtert, im Jahr 2021 lag der Saldo noch bei +37. Hervorzuheben bei Betrachtung dieser Zahlen ist, dass sowohl die Wahrnehmung “zu vieler” als auch “zu weniger” Touristen den Akzeptanzwert für den Wohnort mindert, die “richtige Menge” trägt positiv zur Akzeptanz bei.

Tourismusakzeptanz für den Wohnort: TAS-W-Werte für Hessen als Gesamtdestination und die hessischen Destinationen im Vergleich. Grafik: TouristiCon (2022

 

Persönliche Akzeptanz (TAS-P)

Was die persönliche Tourismusakzeptanz TAS-P der Befragten angeht, erreicht Hessen einen Saldowert von +16 (die regionalen Unterschiede liegen hier zwischen +34 für die Destination Wiesbaden Rheingau und +5 für FrankfurtRheinMain). Auch dieser Wert für die Gesamtdestination hat sich verschlechtert, so erreichte Hessen im Jahr 2021 noch einen Saldo von +31.

Zu den TAS-P-Werten lässt sich anmerken, dass diese allgemein geringer ausfallen, da hier ein höherer Anteil neutraler Nennungen zu beobachten ist. Ein Grund könnte sein, dass die Einwohnerinnen und Einwohner die (wirtschaftliche) Bedeutung des Tourismus für ihren Wohnort kennen, wohingegen es ihnen jedoch schwerfällt, die Auswirkungen für sie persönlich einzuschätzen.

Auffällig bei den hessischen Ergebnissen ist, dass der Anteil der Neutral-Nennungen noch höher ausfällt als in anderen bundesdeutschen Destinationen. Daraus lässt sich ableiten, dass es der Bevölkerung noch an konkretem Bezug zum beziehungsweise Bewusstsein für den Tourismus fehlt. An dieser Stelle setzt die Ideen- Bewusstseinskampagne www.ideengarten-hessen.de des Hessischen Umweltministeriums an, die seit 2021 ein stärkeres Bewusstsein für die Potenziale des Landtourismus erzeugen soll.

Persönliche Tourismusakzeptanz: TAS-P-Werte für Hessen als Gesamtdestination und die hessischen Destinationen im Vergleich. Grafik: TouristiCon (2022)

 

Große Unterschiede zwischen den einzelnen Destinationen

Vergleicht man die Destinationen untereinander fällt auf, dass der Rheingau (+34) und die Rhön (+28) in Bezug auf die persönlichen Auswirkungen des Tourismus eine deutlich höhere Tourismusakzeptanz aufweisen als bspw. das Lahntal (+13) und der Spessart (+10).

Bemerkenswert ist ebenfalls, dass die Stadt Frankfurt am Main bei den wahrgenommenen Auswirkungen des Tourismus für den Wohnort mit einem TAS-W-Saldo von +35 den zweitbesten Wert aller Destinationen erreicht – die Frankfurterinnen und Frankfurter nehmen den Tourismus in ihrer Stadt trotz der Vielzahl an Besucherinnen und Besuchern also durchaus als positiv wahr.

 

Maßnahmen zur Minimierung negativer Effekte

Neben der Tourismusakzeptanz wurden in der Erhebung auch wahrgenommene positive und negative Effekte sowie Maßnahmen zur Minimierung negativer Effekte abgefragt. Dabei wurde auch um die Bewertung der Wirksamkeit von Minimierungsmaßnahme der negativen Effekte gebeten. Es lohnt sich ein Blick auf die Top 3 der Nennungen auf die Frage, was helfen würde, die negativen Auswirkungen des Tourismus am Wohnort zu reduzieren: 52 Prozent der Befragten nennen hier Lösungen für Verkehrsprobleme, 41 Prozent wünschen sich mehr Informationen für Einheimische über touristische Entwicklungspläne und 40 Prozent fordern die Beteiligung der Einwohner an touristischen Plänen.

Maßnahmen zur Minimierung negativer Effekte – im Destinationsvergleich. Grafik: TouristiCon (2022)

 

Hintergrundinformationen:

Das Tourismusakzeptanzsaldo (TAS) ist ein Forschungsprojekt des Deutschen Instituts für Tourismusforschung der Fachhochschule Westküste. Das Ziel war die Entwicklung einer einheitlichen Skala zur vergleichenden Messung der Tourismusakzeptanz der jeweils ortsansässigen, deutschsprachigen Wohnbevölkerung ab 16 Jahren. Es soll einen empirischen Beitrag zur “Overtourism”-Diskussion leisten und der Identifikation relevanter Einflussfaktoren, Zusammenhänge und Muster hinsichtlich der Tourismusakzeptanz dienen. Die erste Erhebung im Juni 2019 wurde mit 3.000 Befragten durchgeführt, seither wurden die Messgebiete in mehreren Wellen pro Jahr (Bundesländer, Bundesebene, Städte, touristische Regionen) erweitert.



Autor(in): Fabian Wolf
Hessen Tourismus
Projektmanager Marktforschung und Analyse, Hessen Tourismus
E-Mail: fabian.wolf@hessen-agentur.de

Telefon: +49 611 95017-8113
Kategorien:
Marktforschung


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