Wandern und Kräfte sammeln | Hessen-Pionier Andreas Pfützenreuter

Andreas Pfützenreuter

„Die Qualität der Speisen liegt uns sehr am Herzen, daher greifen wir nur auf regionale, zertifizierte Händler und Produkte zurück und stärken so auch unsere kleine Gemeinde Heidenrod, in der es bisher wenig touristische Angebote gibt.“

Mobile Almhütte „Almhirsch“
im Heidenrod Wisper-Taunus

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Die Natur rund um Heidenrod ist idyllisch. Wälder, Wiesen und der Dickschieder Wildwechsel, ein knackiger Trail mit steilen An- und Abstiegen, von dem aus man Rehe, Hirsche und Wildschweine – und mit etwas Glück – sogar Muffelwild beobachten kann. Wer eine anstrengende Wanderung hinter sich hat, sehnt sich nach einem Ort zum Ausruhen und Auftanken. Doch – anders als in den Alpen mit den vielen Almen und Jausenstationen – gab es den im Wispertaunus mit seinen Wisper Trails, die zu Premiumwanderwegen ausgezeichnet wurden, nicht. Also haben wir ihn kurzerhand geschaffen – in Form unserer Almhütte Almhirsch, die zwar auf Rädern daherkommt, aber im alpinen Blockhaus-Stil die typische voralpenländische Gemütlichkeit ausstrahlt.

Die Jausenstation wurde fast komplett aus recycelten Materialien erbaut

Wir füllen so eine echte Lücke, denn auf allen 14 Wanderwegen gibt es keinerlei Gastronomie. Mittlerweile legen Wanderer ihre Route durch den Wispertaunus sogar extra so, dass sie bei uns vorbeikommen und sich mit erfrischenden Getränken, Kaffee, leckerem Kuchen aus der örtlichen Bäckerei in Heidenrod und Deftigem stärken können. Es gibt auch Wegzehrung, beispielsweise kleine Schnapsfläschchen oder Dosenwurst vom heimischen Metzger. Die Qualität der Speisen liegt uns sehr am Herzen, daher greifen wir nur auf regionale, zertifizierte Händler und Produkte zurück und stärken so auch unsere kleine Gemeinde Heidenrod, in der es bisher wenig touristische Angebote gibt. Von den Touristen, die wir durch den Wisper Trail und die Almhirsch anlocken, können wir beispielsweise auch die kleine Bäckerei in unserem Dorf am Leben halten. Und wir können unser Heidenrod überregional bekannt machen, denn eine mobile Almhütte, übrigens die kleinste Almhütte Deutschlands, macht Schlagzeilen, denn die gibt es eben nicht überall.

Mir ist Nachhaltigkeit sehr wichtig und so habe ich die mobile Jausenstation fast komplett aus recycelten Materialien gebaut. Der Fußboden stammt von einem alten Gerüstbau, den Schirmständer habe ich aus einer alten Fichte gebaut, die im Forst niemand mehr wollte. Am Ende ist eine kleine, feine Almhütte entstanden, die aufgrund ihrer Authentizität und der Liebe zu Details von vielen Wandersleuten bestaunt wird. Wir haben die Almhirsch beispielsweise immer mit Blumenkübeln hübsch dekoriert, da ist wirklich nichts 0815, sondern bis ins kleinste Detail durchdacht. Das spüren unsere Gäste – und kommen deshalb immer gerne wieder.

Über die Social-Media-Kanäle wird der Standort des Almhirschs veröffentlicht

Dabei hatten wir keinen leichten Start, denn Premiere feierten wir mit der Almhirsch inmitten der Corona-Pandemie, am Pfingstwochenende 2020. Das war eine verrückte Zeit mit vielen Hygienevorschriften und Auflagen. Doch die zuständigen Ämter haben uns sehr geholfen und gut beraten. Obwohl es sehr viele Dinge gab, die wir zu beachten hatten, haben wir es geschafft, ein Angebot auf die Beine zu stellen, das auch in dieser Zeit funktionierte und konnten Kaffee und Kuchen anbieten. Gerne hätten wir auch Bratwürste verkauft, aber hier waren die Vorschriften für einen kleinen Kiosk, der wir ja im Grunde sind, schwer einzuhalten. Doch auch ohne Würste hat das mobile Konzept von Beginn an eingeschlagen. Meistens entscheiden wir sogar erst donnerstags, wo wir am Sonntag am Wegesrand stehen werden – und teilen dann über unsere Social-Media-Kanäle bei Facebook und Instagram mit. Und die Wandersleute kommen, um ihre Pause bei uns zu verbringen.

An weiteren Ideen mangelt es nicht

Der Almhirsch ist ein Versuch, zu sagen und zu zeigen: Wir machen jetzt einfach mal vor. Und was sich daraus entwickelt, sehen wir dann. Ich habe allerdings auch schon eine Vision: Uns mangelt es an Übernachtungsangeboten in Heidenrod und auf den Wisper Trails. Schon vor einigen Jahren habe ich ein Tourismuskonzept mit Blockhütten erarbeitet, die für die Wanderer als spartanische, aber stillvolle Übernachtungsmöglichkeit dienen könnten. Ohne Wasser, ohne Strom – back to the basics! Doch meine Bemühungen scheiterten bislang an einer Genehmigung, denn bei uns ist Landschaftsschutzgebiet – und das ist leider Tabu. Es ist schade, wenn Ideen an Auflagen und der Bürokratie scheitern.

Mein Tipp für künftige Pioniere? Stellt euch vor, ihr seid selbst als Tourist unterwegs und euer eigener Gast. Was erwartet ihr? Das, was ich selbst erleben und erfahren will, muss ich auch für meine Gäste umsetzen – und manchmal muss man auch für seine Idee kämpfen, damit man sie eben so umsetzen kann, dass man selbst als Gast zufrieden wäre. Wer mit minimalem Aufwand maximalen Ertrag erzielen will, wird zwangsläufig scheitern. Wer erfolgreich sein will muss 100 Prozent geben – und sich für keine Aufgabe zu schade sein.

Tipps des Hessen-Pioniers Andreas Pfützenreuter:

  • Versetzt euch in die Lage der Touristen, denn was ich selbst erleben und erfahren will, muss ich auch für meine Gäste umsetzen.
  • Manchmal muss man für Ideen kämpfen, um sie umsetzen zu können. Wer erfolgreich sein will muss 100 Prozent geben und sich für keine Aufgabe zu schade sein.
 
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