Am 26. September ist Bundestagswahl. Im Moment sehen die Umfragen verschiedene Möglichkeiten zur Regierungsbildung. Was sind die Erwartungen seitens des Tourismus, der in Folge der Pandemie mit zwei schweren Krisenjahren zu kämpfen hat, an eine künftige Bundesregierung? DTV-Geschäftsführer Norbert Kunz zu Forderungen und Erwartungen des Deutschlandtourismus.
Herr Kunz, welche tourismuspolitischen Prioritäten muss die nächste Bundesregierung haben?
Der DTV hat dezidierte Forderungen an eine künftige Bundesregierung formuliert und in einem Wahlpapier zusammengestellt. Die Pandemie hat viele Wirtschaftsbereiche getroffen, aber kaum eine Branche hatte mit den Folgen so zu kämpfen wie der Tourismus. Mehr als sieben Monate Lockdown mussten die Tourismusbetriebe verkraften. Kurzarbeit, Unsicherheit und Existenzängste waren die Folge. Auch die staatlichen Hilfen konnten die Verluste nur teilweise ausgleichen. Trotzdem haben die Akteure den Lockdown mitgetragen. Jetzt braucht die Branche Unterstützung beim Wiederaufbau. Entsprechend fallen auch unsere Wahlforderungen aus. Wir brauchen ein Wiederaufbau- und Modernisierungsprogramm “Tourismus 2025” des Bundes und eine Nationale Tourismusstrategie des Bundes.
Wie soll so ein Wiederaufbauprogramm aussehen?
Die Überbrückungs- und weiteren Hilfen haben der Branche beim Überleben geholfen. Das war gut und richtig. In der Krise wurden aber dringend notwendige Investitionen verschoben. Hier kann der Bund ansetzen und mit Investitionshilfen Anreize setzen. Uns muss klar sein: Investitionen in den Tourismus sorgen nicht nur für gute Auftragsbücher zum Beispiel im Handwerk, sie sorgen auch für eine erfolgreiche Regionalentwicklung und letztlich für gleichwertige Lebensverhältnisse im ganzen Land. Wir brauchen durchschlagende Maßnahmen für eine wirtschaftlich nachhaltige und klimaverträgliche Entwicklung des Tourismus. Nach der Hochwasserkatastrophe in Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen ist auch klar, dass die Themen Natur- und Klimaschutz sowie auch Klimafolgenanpassung eine Grundbedingung für unsere Branche sein werden. Gerade diese Frage gehört zwingend in eine Nationale Tourismusstrategie. Daran muss die kommende Bundesregierung mit Nachdruck weiterarbeiten.
Welche weiteren Punkte sollte die künftige Bundesregierung in der Tourismuspolitik berücksichtigen?
Die Themen sind vielfältig. Aber drei wichtige Themen möchte ich nennen. Erstens: Tourismus braucht eine viel stärkere Koordinierung auf Bundesebene. Mit der Bildung einer neuen Unterabteilung im Bundeswirtschaftsministerium ist ein erster notwendiger Schritt getan. Aber das reicht nicht aus. Zweitens: Unsere Kommunen benötigen eine verlässliche Finanzausstattung, damit Tourismusinfrastruktur finanzierbar bleibt. Dazu ist ein weiterer kommunaler Rettungsschirm notwendig. Drittens: Wir müssen Innovationen im Tourismus unterstützen, Tourismusforschung fördern und vor allem die Arbeits- und Fachkräftesicherung im Tourismus massiv in den Blick nehmen. Denn gerettete Betriebe, denen die Fachkräfte fehlen, werden vor großen Problemen stehen. Wir haben unsere Wahlforderungen auf Bundesebene den Parteien zugeleitet und sind im Gespräch.
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