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Teil 5: New Work & virtuelle Führung

Teil 5 der Veröffentlichungsreihe zum Digitalen Management.

Die Digitalisierung hat unsere heutige Arbeitswelt auf substanzielle Weise verändert. Digitale Tools machen die Vernetzung erheblich einfacher. Standortunabhängige Zusammenarbeit ist in vielen Unternehmen Standard. Die Anforderungen und Bedürfnisse der Arbeitnehmer an Arbeitgeber in den Destinationsmanagementorganisationen (DMOs) verändern sich ebenfalls. In der Corona-Pandemie erfährt „New Work“ einen nochmaligen Bedeutungszuwachs.

Was ist New Work?

New Work wird oft als die Arbeitsweise der Zukunft verstanden – jedoch ist sie längst in vollem Gange. Nicht mehr ausschließlich junge und moderne Startups haben sich als Vorreiter der Idee angenommen; die Ansätze der New Work machen sich längst in DMOs bemerkbar.

New Work bezieht sich dabei nicht nur auf die bloße Digitalisierung des Arbeitsplatzes: Sie ist geprägt durch Selbstständigkeit und Freiheit der Mitarbeitenden. Bei New Work haben Arbeitnehmer idealerweise die Möglichkeit, so zu arbeiten, wie sie es ihren Bedürfnissen entspricht. Ansatz von New Work ist es, Arbeit als einen möglichst sinnstiftenden Bereich im Leben zu ermöglichen.

So verändert New Work den Arbeitsalltag

  • Dezentrales Arbeiten wird ermöglicht. Teammitglieder in DMOs sind heutzutage oft geografisch an verschiedenen Standorten tätig. Home-Office, flexible Arbeitszeiten und eigenverantwortliches Arbeiten sind dabei wichtige Faktoren. Der Mitarbeitende kann sich entsprechend seiner individuellen Ansprüche und Lebenssituation die produktivsten Arbeitsbedingungen wählen.
  • Arbeitsplätze werden neu gedacht: Wenn Arbeit mobil, dezentral und ortsunabhängig wird, wird die Rolle traditioneller Büros hinterfragt. Zwar werden physische Arbeitsplätze auch zukünftig nicht ganz wegfallen, jedoch verändert sich ihre Gestaltung. In diesem Zusammenhang ist die Rede von „New Workspace“: Flexible Bürolandschaften ohne fest definierte Arbeitsplätze nach der Idee von Co-Working-Spaces mit verschiedenen Bereichen für verschiedene Ansprüche der jeweiligen Situation (Telefonboxen, Ruhezonen, offene Bereiche zum Austausch, etc.)
  • Selbstständiges Arbeiten rückt in den Mittelpunkt: Selbstständigkeit und Eigeninitiative rücken stärker in den Vordergrund. Starre Hierarchien und Anweisungen verlieren ihre Bedeutung. Sie werden ersetzt durch Vertrauenskultur und Empathie. Interesse, Talent und nötige Fähigkeiten determinieren in der New Work die Arbeitsaufgaben und definieren den Mitarbeitenden als Intrapreneur. Hauptaufgabe der Führungskräfte in DMOs ist es, die Mitarbeitenden zur Eigenverantwortung zu befähigen und deren Stärken zu fördern. Dies bedeutet auch, dass der Mitarbeitende verstärkt Verantwortung übernehmen muss.
  • Ausgeprägtere Work-Life-Balance: Ziel ist es, dass das Arbeitsleben keine Belastung, sondern ein wichtiger und geschätzter Teil des Lebens ist. Home-Office, remotes Arbeiten, Vertrauensarbeitszeiten, 6-Stunden-Tage oder 4-Tage-Woche sind hier exemplarisch anzuführen.

Vorteile von New Work

Zahlreiche Vorteile sorgen dafür, dass New Work heute immer mehr Einzug in der Arbeitswelt hält. Dabei sorgt die New Work nicht nur für Vorteile aus Arbeitnehmersicht, sondern hat auch positive Auswirkungen auf DMOs:

  • Freiräume und Einflussmöglichkeiten: Durch die eigenen Gestaltungsmöglichkeiten in der Auswahl der Arbeitsaufgaben und Projekte können sich Mitarbeitende entsprechend ihrer Interessen und Talente besser entfalten. Dies schafft Motivation und Loyalität. Sie können sich aber auch gezielter einbringen, eigene Ideen umsetzen, Verantwortung tragen und selbstständig Entscheidungen treffen, um das Unternehmen voran zu bringen.
  • Besser Vereinbarkeit von Familie und Beruf: Durch das dezentrale Arbeiten mit flexiblen Arbeitszeiten und der Ortsunabhängigkeit des Arbeitsplatzes wird die Vereinbarkeit von Familie, Karriere und Privatleben ermöglicht. Dies trägt wesentlich dazu bei, dass Familienplanung kein Ausschlusskriterium für das langfristige Commitment zum Unternehmen darstellt.
  • Gesundheit: Durch die Flexibilisierung der Arbeitswelt profitieren Mitarbeitende von einer höheren Vereinbarkeit von Arbeit und Privatleben und somit von einem niedrigeren Stresslevel. Dies trägt zur körperlichen wie mentalen Gesundheit aller Mitarbeitenden bei und kann sich damit positiv auf die krankheitsbedingten Fehltage auswirken.
  • Mitarbeiterbindung: Insbesondere die Generation Y lässt sich im Arbeitsleben nicht mehr ausschließlich durch Geld und Status motivieren – und bevorzugt Arbeitgeber, die moderne New Work-Ansätze anbieten. Vor allem vor dem Hintergrund des sich zukünftig noch verschärfenden Fachkräftemangels wird es zur immer wichtigeren Aufgabe, gute Mitarbeitende zu finden und dauerhaft zu binden. Dabei zeigt sich bereits jetzt, dass Unternehmen, die New Work leben, für Arbeitnehmer sowie Bewerber attraktiver sind.
  • Teamarbeit und Produktivität: Obwohl in der New Work dezentral von verschiedensten Standorten aus gearbeitet wird und meist nicht alle Mitarbeitenden gemeinsam im Büro sitzen, kann New Work die Zusammenarbeit im Team fördern. Durch effektive Zusammenarbeits-Tools wird Kommunikation erleichtert sowie durch flachere Hierarchien offener gelebt. Der Teamgedanke steht im Vordergrund. Daraus ergibt sich eine gesteigerte Produktivität, die durch eine erhöhte Leidenschaft und Motivation der Mitarbeitende zu mehr Innovation führen kann.

Checkliste zur Implementierung von New Work in Unternehmen

Verschieden Faktoren sind für die erfolgreiche Umsetzung von New Work notwendig und müssen bei der Implementierung geprüft werden:

  • Neues Mindset: Ein Unternehmenswandel in der Arbeitskultur der DMOs weg von der Präsenzkultur hin zu selbstbestimmtem Arbeiten ist möglich, gelingt aber nicht von heute auf morgen. Ein langfristig ausgelegtes Change-Management und agile Arbeitsmethoden sind notwendig, um New Work dauerhaft erfolgreich im Schulterschluss mit allen Mitarbeitenden eines Unternehmens umzusetzen.
  • Zukunftsausrichtung: Wie wird sich das Aufgabenbild einer DMO in 5, 10 oder 20 Jahren verändern? Was wird benötigt, um langfristig für den Kunden, das Unternehmen, die Mitarbeitenden wertstiftend zu sein? Diese Fragen müssen sich DMOs auf dem Weg zur New Work vor Augen halten, um in der Umsetzung die richtigen Stellschrauben zu nutzen.
  • Einbeziehung der Mitarbeitenden: Fragen, die im gemeinsamen Dialog beantwortet werden müssen, sind beispielsweise: Wie wird die DMO aktuell geführt? In welchen Bereichen bestehen Potenziale, um die Arbeitswelt modern und erfolgreich zu gestalten? Eine Ideenfindung mittels Workshops, die Entwicklung einer Strategie und Roadmap sind nächste Schritte.
  • Digitale Tools: Digitale Tools, die anwendungsorientiert und effizient in der täglichen Arbeit genutzt werden, sowie die technische Hardware sind Grundlagen für ein erfolgreiches New Work. Mehr zu digitalen Arbeitstechniken und Tools im nächsten Beitrag der Umsetzungshilfen zu „Digitalen Arbeitstechniken und Tools“. Dabei spielt die digitale Kompetenz der Mitarbeitenden eine zentrale Rolle (siehe Artikel „Digitalen Zusammenarbeitsprozessen im Destinationsmanagement“).
  • Flexible Arbeitsgestaltung: DMOs können ihren Mitarbeitenden dank digitaler Tools flexible Home-Office-Lösungen, Gleitzeit/Vertrauensarbeitszeiten oder gar eine 4-Tage-Woche anbieten. Wichtig bei der flexiblen Arbeitszeit- und -ortgestaltung: Klar definierte Guidelines wie z.B. Kernarbeitszeiten, regelmäßige Abstimmungen und Erreichbarkeit.
  • Agile Arbeitsmethoden: Starre Meetings werden durch effiziente tägliche Stand-Up-Meetings, kurze Intervalle und rasche Sprints ersetzen. Agile Methoden wie Scrum oder Kanban sowie Design Thinking kommen zum Einsatz (siehe Best Practice Ostfriesland Tourismus GmbH).
  • New Leadership und Hierarchien übergreifende Partizipation: Hauptaufgabe der Führungskräfte ist es, die Mitarbeitenden zur Eigenverantwortung zu befähigen und deren Stärken zu fördern. Dabei entscheiden nicht mehr nur strukturelle Rahmenbedingungen wie Titel oder Abteilungszugehörigkeit über die Teilnahme an Projekten, sondern insbesondere auch Interesse und Fähigkeiten. Einige New Work-Unternehmen gehen gar den Schritt bis hin zur Holokratie.
  • Sharing Culture & Community-Feeling: Eine Kultur des Teilens, Austauschs und der Gemeinschaft wird angestrebt. Wissen wird aus den Silos geholt und offen geteilt. Digitale Tools wie gemeinsame Dashboards oder Open Data eignen sich zum Wissensaustausch und Arbeiten in Netzwerken. Mehr dazu im Artikel „Digitale Zusammenarbeitsprozesse im Destinationsmanagement organisieren“.
  • Physische Arbeitsplätze: Die Gestaltung der physischen Büroräume begünstigt idealerweise den Flow: Meetingräume mit Tafeln, Post-Its und kreative Materialien und verschiedene Räume für verschiedene Bedürfnisse im Sinne von Design Thinking und Co-Working Spaces unterstützen das Partizipieren und regen den kreativen Austausch an.
  • Mitarbeitende als „Learning Worker“: Der „Wissensarbeiter“ und der „lernende Arbeiter“ rücken in den Fokus. Wissen ist eine der wertvollsten Ressourcen unseres Zeitalters. Schlüsselbegriffe dieses Konzepts sind kontinuierliches/lebenslanges Lernen und Weiterbildung im Beruf einerseits sowie Kreativität und Innovation andererseits. Der Mitarbeitende muss beides in sich vereinen – kreatives Denken, aber auch innovative, nicht routinemäßige Strategien zur Problemlösung. Er muss die Bereitschaft zur ständigen Weiterbildung in unterschiedlichsten Bereichen mit sich bringen – und der Arbeitgeber die Möglichkeit für Weiterbildungen zur Verfügung stellen.

 

Best-Practice Beispiele:

Zu einer agilen Tourismusorganisation konnte sich die Ostfriesland Tourismus GmbH in einem Change-Management-Prozess entwickeln. Am Ende des Prozesses stehen schnellere Reaktionszeiten, laufende Fortbildungen der Mitarbeitenden, die Ermutigung zu freiem,

 

Herausforderungen der New Work

Neben den genannten Vorteilen gibt es ebenso einige Herausforderungen, denen es im Rahmen von New Work proaktiv zu begegnen gilt.

  • Koordinationsaufwand: Neue Zusammenarbeitsformen und geringer persönlicher Austausch erfordern eine sehr gute Organisation und Koordination, um die Bedürfnisse aller Mitarbeitenden in DMOs unter einen Hut zu bekommen. Fehlt es an Struktur und Kommunikation, kann der New Work-Ansatz schnell im Chaos enden. Klare Guidelines zur Arbeit mit New Work und deren Einhaltung sind für eine erfolgreiche Umsetzung notwendig.
  • Verschmelzung von Privatleben und Arbeit: Trotz der offensichtlichen Vorteile der Digitalisierung und einfachen Erreichbarkeit können diese schnell zum Nachteil werden: Das Gefühl ständiger Erreichbarkeit rund um die Uhr und die Gefahr, keinen wirklichen Feierabend zu finden, können trotz guter Intentionen schnell in erhöhtem Stress resultieren. Auch hier helfen klare Guidelines und eine ehrliche Kommunikation zu Arbeitszeiten und Abwesenheiten.
  • New Work als Prozess begreifen: Eine hippe Bürogestaltung und Home-Office allein machen noch kein New Work. Viele Versuche der Umsetzung scheitern daran, dass der nötige Wandel nicht umfassend genug betrachtet wird. Änderungen der Unternehmenskultur, neue Arbeits- und Zusammenarbeitsprozesse brauchen Zeit und Commitment aller Beteiligten.

 Für die Implementierung gibt es keine Standardlösung. Welche Aspekte von New Work im Einzelnen eingeführt werden sollen, muss jede DMO individuell entscheiden. Die Formen reichen dabei von Home-Office ein paar Tage pro Woche bis hin zum vollständigen digitalen Nomadentum. Jede Organisation muss die konkrete Umsetzung also auf die eigenen Bedürfnisse und Herausforderungen, die Ansprüche der Kunden, entlang des Wettbewerbs und entsprechend der eigenen Produkte/Dienstleistungen anpassen.

 

Alle Veröffentlichungen der Reihe finden Sie unter Digitales Management.

Kontakt:

Hessischer Tourismusverband e.V.
Im Lichtenholz 60
35043 Marburg
Telefon: 06421 / 405-1396
Fax: 06421 / 405-1509
E-Mail: kontakt@hessischertourismusverband.de
www.hessischertourismusverband.de

Unser Partner:

PROJECT M GmbH
Gurlittstraße 28
20099 Hamburg
Tel. 040-4 19 23 96 0
Fax 040-4 19 23 96 29
E-Mail: hamburg@projectm.de
www.projectm.de



Autorin: Yvonne Heider
Hessischer Tourismusverband e.V.
Geschäftsführerin
E-Mail: heider@tourismusmanagementhessen.de
Website: http://www.tourismusmanagementhessen.de
Telefon: +49 611 3600-9825
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