Teil 4 der Veröffentlichungsreihe zum Digitalen Management.
Die Digitalisierung ist eine zentrale Herausforderung für Unternehmen aller Branchen, kann aber vor allem als große Chance verstanden werden. Um optimale Effekte für ein Unternehmen zu erzielen, ist es von besonderer Bedeutung Mitarbeitende im Prozess mitzunehmen. Sie stellen die Schlüsselressource für eine gelingende Digitalisierung des Unternehmens dar.
Digitalisierung in der Unternehmensstrategie verankern
Neue digitale Lösungen können nicht einfach ungeplant und Ad-hoc in den Arbeitsalltag eines Unternehmens integriert werden. Digitalisierung muss als fester Bestandteil in der aktuellen Strategie des Unternehmens integriert werden. Schließlich gilt es, aus der Strategie konkrete Maßnahmen abzuleiten. Neben dem technischen Aspekt, also der Beschaffung von Infrastruktur und der Abänderung von Prozessen, bildet die Sensibilisierung und Qualifizierung der Mitarbeitenden ein elementares Handlungsfeld, welches zu bearbeiten ist. Hier ist das Vorgehen ähnlich zur Gesamtstrategie anzuwenden. Für die Mitarbeitenden ist eine Strategie mit einem Ziel-Bild aufzustellen, das anschließend mit konkreten Maßnahmen zu hinterlegen ist.
Mitarbeitende für die Digitalisierung sensibilisieren und gewinnen
Digitalisierung kann bei Mitarbeitenden – unabhängig der Position – Ängste hervorrufen. Daher ist es wichtig, bei anstehende Digitalisierungsmaßnahmen frühzeitig und transparent zu informieren und für die Notwendigkeit und Vorteile zu sensibilisieren. Mitarbeitenden sollte im Zuge dessen insbesondere ihre Perspektiven aufgezeigt bekommen, um Sorgen und Ängste abzubauen. Gerade Führungskräfte müssen für das Vorhaben gewonnen werden. Die Vermittlung der Digitalisierungspläne gilt es also in einem systematisch geplanten Dialogprozess zu kommunizieren. Im Dialogprozess ist es wichtig, Sorgen und Ängste der Mitarbeitenden ernst zu nehmen und auf sie einzugehen. Neben den Führungskräften einer Organisation gilt es insbesondere die Personalabteilung mit in dieses Vorhaben einzubeziehen. Dieser wird in der Umsetzung von Qualifikationsmaßnahmen eine Schlüsselrolle zukommen. Da die digitale Welt sich stetig ändernde Anforderungen und Aufgaben hervorbringt, wird der Mitarbeiter-Qualifizierungsprozess insgesamt zunehmen. Neben der Schulung zur direkten Arbeit mit digitalen Inhalten, wird darüber hinaus die Ausbildung von Schlüsselkompetenzen – wie z.B. Eigenverantwortung, Kooperationsbereitschaft oder Adaptionsfähigkeit – an Bedeutung gewinnen
Den Status Quo erheben und mit dem Soll-Bild abgleichen
Um zielgerichtete Qualifizierungsmaßnahmen für Mitarbeitende anzubieten, gilt es zunächst einen Ist-Soll-Vergleich durchzuführen. Hierfür ist die in der für den Personalbereich erarbeiteten Vision (Soll-Bild) mit dem tatsächlich vorhandenen Know-how (Ist-Zustand) abzugleichen. So wird erfasst, welche Qualifizierungen bei welchen Mitarbeitenden durchgeführt werden müssen. Die folgenden Fragen sollten im Rahmen der Ist-Soll-Erhebung bedacht werden:
☐ Welche Prozesse sollen künftig digital durchgeführt werden?
☐ Welche Qualifikationen sind dafür bei welchen Mitarbeitenden notwendig?
☐ Welches Know-how besitzen diese bereits?
☐ Welche Kompetenzen müssen zur Erreichung des Soll-Bildes noch ausgebildet werden?
☐ Welche Ressourcen sind wir bereit für die Qualifizierung einzusetzen?
Einen guten Überblick zu Kompetenzen, welche es im Zusammenhang mit der digitalen Arbeit zu schulen gilt, gibt die Europäische Kommission in einem Digital Competence Framework. Sie unterscheidet dort zwischen fünf verschiedenen Kompetenzfeldern mit 21 Kompetenzen, welche im Zusammenhang mit der Digitalisierung sowie für den digitalen Arbeitsalltag von Unternehmen von Relevanz sind.
Informations- und Medienkompetenz
Digitale Kommunikation und Kollaboration
Erstellung von digitalen Inhalten
Sicherheit/Verantwortungsvoller Umgang mit digitalen Medien
Digitales Problemlösen
Mehr dazu: Digital Competence Framework der Europäische Kommission
Spezifische Qualifizierungsmaßnahmen für Mitarbeitende ausarbeiten
Um Mitarbeitende für die Digitalisierung fit zu machen, können Unternehmen auf eine Reihe von Maßnahmen zurückgreifen, welche je nach Unternehmensgröße und Qualifizierungszweck unterschiedlich geeignet sind.
Neben klassischen Seminaren und Einzeltrainings gewinnt insbesondere die Kompetenzentwicklung am Arbeitsplatz an Bedeutung. Der Trend geht also dahin -neben dem Besuch von Seminaren, Workshops und Trainings – Qualifizierungsangebote anzubieten, welche individuell und spontan im Arbeitsalltag wahrgenommen werden können. Digitale Lösungen bzw. E-Learning-Lösung finden hierfür vermehrt Einsatz. Die Wissensvermittlung – z.B. über kurze Lernvideos, Tutorials oder Podcasts – besitzen den Vorteil, dass sie sich leicht verteilen und aktualisieren lassen sowie individuell von den Mitarbeitenden wahrgenommen werden können. Aufwendigere digitale Lösungen greifen auch Gamification-Aspekte auf und integrieren Quizze und Spiele zur Wissensvermittlung. In diesem Fall sind jedoch auch Datenschutzregelungen zu beachten, da die Verwendung solcher Lösungen auch mitarbeiterbezogene Daten produzieren, über deren Verwendung transparent informiert werden sollte.
Rahmenbedingungen für eine langfristig erfolgreiche Qualifizierung
Die Aufgabe der Qualifizierung von Mitarbeitenden in Hinblick auf die Digitalisierung ist als Daueraufgabe zu verstehen. Gerade in der digitalen Welt verändern sich Gegebenheiten schnell und fortlaufend. Unternehmen und ihre Mitarbeitenden müssen für ein erfolgreiches Agieren am Markt daher eine neue Lernkultur etablieren, welche die langfristige, dauerhafte und individuelle Weiterbildung ihrer Mitarbeitenden forciert und neben der Vermittlung von fachlich relevanten Inhalten auch die Ausbildung von Kompetenzen fördert. Dafür sollte für Mitarbeitende auch transparent festgelegt sein, wieviel Zeit ihnen für die persönliche Weiterbildung zu Verfügung steht. Im Zuge dieses langfristig aufzusetzenden Prozesses gilt es die Wirkung der eingesetzten Qualifizierungsmaßnahmen in regelmäßigen Abständen zu evaluieren und entsprechend Anpassungen vorzunehmen. Hierfür ist neben standardisierten Erhebungsmethoden auch der fortlaufende Dialog mit den Mitarbeitenden zu pflegen.
Kompakt-Checkliste der Qualifizierung von Mitarbeitenden
☐ Digitalisierung in die Unternehmensstrategie aufgenommen?
☐ Ziel-Bild für den Personalbereich formuliert?
☐ Mitarbeitende für das Thema Digitalisierung sensibilisiert und gewonnen?
☐ Status Quo der Digitalisierungskompetenzen erhoben und mit einem Soll-Bild abgeglichen?
☐ Spezifische Qualifizierungsmaßnahmen für Mitarbeitende ausgearbeitet?
☐ Digitale Qualifizierungsmaßnahmen im Unternehmen implementiert?
☐ Evaluierung der Qualifizierungsmaßnahmen implementiert?
☐ Fortlaufende Weiterentwicklung der digitalen Qualifizierung im Sinne einer Lernkultur veranlasst?
Alle Veröffentlichungen der Reihe finden Sie unter Digitales Management.
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