Hessen Tourismus gibt „nachhaltige Bildproduktion“ in Auftrag
Den Tourbus hat er gegen ein Lastenfahrrad getauscht. Statt PS setzt Fotograf Roman Knie jetzt auf Muskelkraft. Im Auftrag von Hessen Tourismus und dem hessischen Umweltministerium tritt er für seine Fotos kräftig in die Pedale: „Früher bin ich 30.000 km und mehr im Jahr gefahren, diese hohe Umweltbelastung, konnte ich irgendwann nicht mehr mit mir vereinbaren. Außerdem saß ich wie in einer Kapsel, abgeschottet, hatte kaum Kontakt zu Menschen.“ Das hat sich letzte Woche mit seinem neuen Projekt schlagartig geändert. Wenn der 40-Jährige mit einem Fahrrad samt Hänger unterwegs ist, zieht er automatisch die Blicke auf sich und kommt ins Gespräch. Dank Solarzellen ist er so gut wie autark, den Ersatzakku des E-Bikes kann er so praktischerweise unterwegs laden. Mit seiner Vision einer grünen Produktion konnte Roman Knie sofort überzeugen, als in Wiesbaden ein Fotograf für Touristische Content-Produktion zur Inszenierung hessischer Naturlandschaften gesucht wurde. Projektleiterin Alisha Thomas begründet diese Wahl: „Das Thema Nachhaltigkeit gehört zu den wichtigen Visionen für den Tourismus in Hessen. Dazu zählt zum Beispiel, dass wir Kultur und Regionalität, die Umwelt, die biologische Vielfalt und lebenswichtige Systeme (…) erhalten wollen. Die Idee einer ressourcensparenden Umsetzung schätzen wir deshalb als kreativ und richtungsweisend ein.“
Fahrrad samt Anhänger und Solarzellen
Im Rahmen von zehn Produktionstagen entsteht nun professionelles Fotomaterial, das zeigen soll, wie sehr Hessen im touristischen Wettbewerb bei regionaltypischen Produkten und Wertschöpfungsketten, Traditionen, Handwerkstechniken und regionalen Bauweisen konkurrenzfähig ist. „Hessen wird touristisch oft unterschätzt und ein Großteil der deutschen Bevölkerung verbindet Hessen nicht mit unberührten Naturlandschaften. Beispielsweise ist nicht bekannt, dass einige der letzten alten Buchenwälder Europas, blühende Streuobstwiesen und bizarre Vulkanlandschaften die hessische Mittelgebirgslandschaft prägen“, erklärt Alisha Thomas von Hessen Tourismus weiter. Diese Besonderheiten will der Fotograf sichtbar machen. Mit den ersten Produktionstagen rund um Frankfurt hat für den gebürtigen Hessen auch eine ganz persönliche Reise begonnen: „Ich entdecke jetzt mein Hessen noch einmal. Wo wir als Kinder in den Büschen Verstecken gespielt haben, oder mit Freunden am Main saßen und zusammen Musik gemacht haben. Ich sehe und erfahre diese Orte jetzt ganz neu.“ Das Fahrrad als Fortbewegungsmittel hilft ihm außerdem dabei, die Natur und sich selbst als Teil dessen zu erfahren. „Körperliche Bewegung, sich selbst auch wieder spüren, an körperliche Grenzen gehen, frische Luft atmen im Wald, diese Erfahrungen fließen dann in meine Sicht der Dinge und letztendlich in die Aufnahmen“, so Knie weiter.
Frankfurts Grüngürtel, viel Wald, der Jakobiweiher und auch die Schwanheimer Dünen standen in den ersten Tagen im Fokus. Die Verbindung von Natur und Stadt stellt hier den besonderen Reiz der Region dar. „Für uns ist es wichtig, dass mit dem Fotoshooting die Besonderheiten von Hessen sichtbar gemacht werden. Sie sollen einen „WOW-Effekt“ beim Betrachter auslösen und Lust machen, Hessens Natur und Regionen kennenlernen zu wollen“, beschreibt Alisha Thomas die Herausforderungen der Produktion. Das nächste Ziel des Fotografen ist der Spessart. Mit seinem Assistenten sucht er für sich und vor allem für sein umfangreiches Equipment zunächst ein Basislager. „Von dort aus lasse ich mich treiben und schaue, was mir begegnet. Das Erlebnis mit der Natur, mal romantisch, sinnlich oder verrückt. Ich sehe mich als eine Art Peter-Lustig, der auf dem Fahrrad das Land entdeckt. Dabei geht es nicht um das perfekte Bild am perfekten Platz, sondern das Gefühl, das entsteht.“
