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Demographischer Wandel: Regionalität muss man in einem gewissen Zirkelschlag sehen

Regionalität ist ein touristischer Dauerbrenner und wird vielen Gästen immer wichtiger. Viele Betriebe setzen daher im Wettbewerb erfolgreich auf Regionalität. Aber wie genau lässt sich Regionalität in den gastronomischen und touristischen Betrieben in Hessen gestalten? Und welche Rolle spielt Regionalität in der betrieblichen Weiterentwicklung? 3 Fragen an … Klaus Gütlich, Inhaber des Landhotels Naunheimer Mühle in Wetzlar.

Wie viel Regionalität wünschen die Gäste?

Wir fahren gut damit, dass wir mit regionaler, ländlicher Küche werben. Die Fleischwaren, die wir aus der Region haben, werden immer deklariert. Hessisches Landschwein oder hessisches Weidelamm zum Beispiel werden gerne genommen. Die Konsumenten wünschen sich noch mehr regionale Produkte. Aber Produkte aus der Region kosten häufig mehr – und nicht alle Gäste sind bereit, diesen Aufpreis zu bezahlen. Hinzu kommt, dass ich von bestimmten Produkten gar nicht so viel bekomme, wie ich bräuchte. Früher war das einfacher – gut, dass nun wieder einige Anbieter nachkommen.

Wie gelingt es Ihnen, die Regionalität Ihrer Küche sicherzustellen?

Wir machen seit mittlerweile 50 Jahren regionale Küche, aber es stellt sich stets die Frage, wie man dieser Produkte habhaft wird. Regionalität muss man in einem gewissen Zirkelschlag sehen. Für uns ist das regional, was aus einem Umkreis von 100 Kilometern kommt. Wir fahren beispielsweise auf die Großmarkthalle nach Frankfurt oder nach Griesheim bei Darmstadt, um Spargel zu holen. Bei Fleisch ist es schwieriger, weil viele Schlachthöfe geschlossen wurden. Bei Getränken haben wir teilweise seit Jahrzehnten bestehende Geschäftsverbindungen zu Produzenten wie Brauereien, Mineralbrunnen und Winzern. So können wir Apfelwein und Säfte aus der Region anbieten. Bei Obst und Gemüse gab es über die Jahre viel Veränderung. Landwirte, von denen ich vor 45 Jahren Produkte bezogen habe, gibt es zum Teil gar nicht mehr. Und ich sehe, wie einige regionale Anbieter Produkte in der Großmarkthalle einkaufen und dann vor Ort als regionale Erzeugnisse verkaufen. Wir arbeiten seit 30 Jahren mit dem gleichen Spargelanbieter. In der Saison fahre ich zwei, drei Mal die Woche nach Griesheim. Von dort bekomme ich auch Erdbeeren, Salate, Gemüse, Kräuter usw.

Das macht für mich Regionalität aus – und ich mache das vor allem auch, weil es mir selbst Spaß macht. Weil ich gern aus verschiedenen Sorten auswählen möchte, die es manchmal auch nur in unserer bestimmten Region gibt. Gleichzeitig muss ich immer auch auf Überregionales zurückgreifen. Gastronomen, die sagen, dass sie ausschließlich regionale Produkte nutzen, belügen sich und ihre Gäste.

Gäste schätzen auch eine konsequent regionaltypische Außenwirkung von Betrieben. Lassen sich auch Betriebsmodernisierungen so umsetzen, dass sie zeitgemäße Anforderungen mit regionaltypischer Bautradition verbinden?

Das ist nicht leicht, aber durchaus möglich. Unsere eigenen Entfaltungsmöglichkeiten sind durch die angrenzende Lahn eingeschränkt. Und da wir uns im Landschaftsschutzgebiet Auenverbund Lahn-Dill befinden, ist eine Aufstockung aus denkmalpflegerischen Gründen nicht möglich – aber auch von uns nicht gewünscht. Unsere Betriebserweiterung haben wir daher auf die andere Straßenseite verlagert. Diesen Neubau mit Hotel, Tagungsraum, Garagen und Wäscherei haben wir so gestaltet, dass es dem Charakter der alten Mühle entspricht – mit Scheuneneinfahrt und Stallanbau. Wir haben zwar kein Fachwerk genutzt, aber klar eine Optik eingesetzt, die einem landwirtschaftlichen Anwesen entspricht. Das gibt nun ein gutes Gemeinschaftsbild ab.



Hessen Tourismus
Themenfeld Tourismusentwicklung
E-Mail: sebastian.gleichsner@hessen-agentur.de
Website: www.hessen-tourismus.de
Telefon: +49 611 95017 8922
Kategorien:
Allgemein · Destination · Nachhaltigkeit


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  1. Regionaltypische Außenwirkung und alles was das innerhalb meines Bekanntenkreises hochgeschätzte Landhotel, genauer Herr Gütlich als Inhaber, beschreibt, findet in Hessen à la carte ein klares Erkennungszeichen für Gäste, die die regionale Küche lieben.

    Und: die Kooperation bietet für Mitgliedsbetriebe zahlreiche Vorteile wie Marketinginstrumente, Austausch im Kollegennetzwerk, fachliche Impulse durch den Qualitätscheck und eine Auszeichnung, die sich auch intern hervorragend feiern lässt. https://www.hessen.tourismusnetzwerk.info/inhalte/qualitaet/hessen-a-la-carte/

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