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Demographischer Wandel: In einem so facettenreichen Bundesland wie Hessen bietet Regionalität echte Möglichkeiten

Die wiedererstarkte Begeisterung und das Bewusstsein für Regionalität hat für den Tourismus viele positive Aspekte. Regionalität ist nachhaltig, schafft lokale Wertschöpfung und stärkt die Nachfrage.

Aber was bedeutet die verstärkte Nachfrage nach Regionalität konkret für den Tourismus in Hessen?
3 Fragen an …  Julius Wagner, Hauptgeschäftsführer Hotel- und Gastronomieverband DEHOGA Hessen e.V.

© Julius Wagner

Wie bewerten Sie das Thema Regionalität?

Regionalität ist mehr als nur ein Trend. Sie ist keine vorübergehende Triebkraft, sondern ein echter Dauerbrenner. Das hat sich in den letzten Jahren, fast Jahrzehnten immer stärker abgezeichnet.

In der Gesamtentwicklung lässt sich beobachten, dass wir eine starke touristische und gastronomische Entwicklung in den urbanen Ballungszentren haben. Sichtbar wird dies insbesondere durch die dortige Bündelung von Wirtschaftskraft und Arbeitsplätzen – gleichzeitig gibt es dort aber einen Anstieg der Kosten. Auf der anderen Seite sehen wir einen Boom des Themas Regionalität. Viele touristische Gäste suchen gezielt nach Angeboten im ländlichen Raum. Ganz eng verbunden ist das mit Qualitätsentwicklung und -wahrnehmung. Konkret gesagt: Für den Erfolg in den ländlichen Räumen wird es entscheidend sein, dass die Qualität stimmt. Das ist das Versprechen an den Gast – regionale Angebote müssen nicht nur typisch und authentisch sein, sondern auch hochwertig.

Wie lässt sich das nutzen und welche positiven Beispiele gibt es dafür?

Jeder Ort hat seine Besonderheiten. Dinge, die entweder nur dort oder dort besonders ausgeprägt vorkommen. Das Angebot eines Restaurants zum Beispiel muss eingebettet sein in seine Heimat, in seine Geschichte, in das sogenannte touristische Storytelling. Das schafft ein unverwechselbares Erlebnis für den Gast. Darauf kommt es am Ende des Tages an. Das muss man aber vermitteln. Es muss sich in der Speisekarte, im Endprodukt widerspiegeln. Mit anderen Worten: Es wird immer wichtiger, den Kunden die Herkunft der Produkte nachzuweisen. Woher kommt das Fleisch? Woher kommt der Käse? Wer ist der Erzeuger? Darin liegt eine große Aufgabe, aber auch unheimlich viele Chancen. In einem Bundesland wie Hessen, das so facettenreich, so vielfältig ist, bietet das echte Möglichkeiten für die einzelnen regionalen Akteure.

Das bekannteste Beispiel ist das Rhönschaf. Das stellt mittlerweile ein Alleinstellungsmerkmal für die dortige Region und speziell die Gastronomie dar. Das funktioniert aber auch in anderen Kontexten. Zum Beispiel, wenn sich Gastronomen zu Gemeinschaften zusammenschließen, sich in Themenwochen auf saisonale Spezialitäten konzentrieren und damit die Geschichte ihres Zuhauses und ihrer Heimat auf die Teller bringen. Die Möglichkeiten sind unheimlich vielfältig. Es hängt von der Kreativität und dem Konzept des jeweiligen Akteurs ab, des Hotels, des Gastronomiebetriebs oder anderer Leistungsanbieter. Absolut sinnvoll – und heute eigentlich unerlässlich – ist es, sich intelligent zu verknüpfen und zu vernetzen. Nicht nur mit den Erzeugern, sondern auch mit denjenigen, die das touristische Marketing einer Region vorantreiben und unterstützen.

Sehen Sie auch Verbindungen zur Digitalisierung und zum Thema Fachkräftesicherung?

Unbedingt. Entscheidend ist, dass die Digitalisierung echte Chancen im Bereich Vermarktung bietet, um Gäste weit über den eigenen regionalen Einzugsbereich hinaus zu erreichen. Man muss das eigene Konzept einem möglichst breiten Kreis an potenziellen Gästen vermitteln. Hier gibt es unglaublich viel zu. Das fängt bei einer vernünftigen, einladenden und zeitgemäßen Homepage an und geht bei sozialen Medien weiter. Für viele ist es aber noch schwierig, sich zurechtzufinden und mit geringem und leistbarem Einsatz einen möglichst großen und stimmigen Effekt zu erreichen.

Mit Blick auf die Fachkräftesituation sehe ich die Schwerpunkte bei der Schaffung von attraktiven Arbeitsplätze, bei vernünftiger Dienstplangestaltung und Arbeitszeiten, die Rücksicht auf private Bedürfnisse nehmen, Stichwort Work-Life-Balance. In unserer Branche ist das mit besonderen Herausforderungen verbunden, aber ich glaube, dass es möglich ist. Gute Lösungen werden dabei am besten gemeinsam im Team gefunden. Bei der Fachkräftegewinnung kommen wieder die digitalen Möglichkeiten ins Spiel. Man muss mit der Botschaft „Hier ist ein guter Arbeitgeber“ durchdringen und die Möglichkeiten der Vermarkung nutzen. Eine Herausforderung bleibt die demographische Entwicklung, die auch dazu führt, dass wir eine besondere Knappheit an Fachkräften im ländlichen Raum haben. Wir hatten und haben einen spürbaren Rückgang der ländlichen Gastronomie. Das hat einige negative Auswirkungen, aber zumindest einen positiven Effekt: Es bleiben Nischen übrig und es werden sich die Betriebe behaupten, die konsequent auf Produktqualität und auf die Qualität als attraktiver Arbeitgeber setzen. Einfach ist es nicht, aber der Aufwand lohnt sich!

 

Weitere Informationen zu dem Thema unter “Demographischer Wandel”.





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